Statement zur Westfälischen Hengstvorauswahl und Hauptkörung

Kommissarischer Zuchtleiter Thomas Münch und Geschäftsführer Carsten Rotermund zu den Geschehnissen der Hengstvorauswahl

Das Westfälische Pferdestammbuch e.V. steht seit vielen Jahren für einen sauberen Körplatz. Als Beispiel hierfür sei der bisher einzigartige Umgang mit Dopingproben zu nennen. Auf der Hauptkörung werden von allen gekörten Hengsten Dopingproben gezogen und ausgewertet. Dies wurde in diesem Jahr auch stichprobenartig bei der Vorauswahl vorgenommen. In Westfalen wird schon immer großer Wert auf Transparenz gelegt, so wird seit Jahren nicht nur die Hauptkörung, sondern auch die Vorauswahl zur Reitpferdekörung live auf ClipMyHorse.TV übertragen. Als Zuchtverband vertritt das Westfälische Pferdestammbuch e.V. die Interessen seiner Mitglieder und Förderer. Der Verband steht für Offenheit und Transparenz.

Statement des Kommissarischen Zuchtleiters Thomas Münch: „In diesem Jahr haben wir bei der Vorauswahl Bilder gesehen, die wir uns als Zuchtverband so nicht erwünscht haben und die wir in der Zukunft nicht tolerieren können. Wie mittlerweile hinlänglich bekannt ist, haben wir am vergangenen Mittwoch das Freispringen unserer Vorauswahl kurzzeitig unterbrochen. Als Körkommission sahen wir uns gezwungen das direkte Gespräch mit den Ausstellern zu suchen. Sowohl das verkrampfte, übervorsichtige Springen einiger Hengste, bei dem ein deutliches Treiben der Helfer in der Bahn zusätzlich nötig war, als auch Geschehnisse am selbigen Tag in der Vorbereitungshalle, haben uns dazu veranlasst die Aussteller noch einmal eindringlich darauf hinzuweisen, dass wir uns eine pferdegerechte Vorbereitung der jungen Hengste und ein natürliches Freispringen wünschen. Dies gilt nicht nur für die Vorbereitung der Springpferde, sondern ebenso für die Dressurpferde. Auch hier sahen wir verschiedene Hengste die aus der Vorbereitung resultierende, gleichbleibende Bewegungsabläufe zeigten, die nicht immer die natürliche Veranlagung der einzelnen Junghengste widerspiegelten.

Auf die Vorfälle der vergangenen Woche möchten wir reagieren. So werden wir auf unserer diesjährigen Körung vermehrt Stewards zur Überwachung der Geschehnisse hinter den Kulissen einsetzen. Sowohl im Stall als auch bei der Vorbereitung. Zusätzlich planen wir in den Vorbereitungshallen die Überwachung mittels eines Kamerasystems. Wie bei den Springpferden wird auch bei den Dressurpferden der Hinterbeinschutz verboten werden, um so Maßnahmen vorzubeugen, die unnatürliche Bewegungen hervorrufen. Sollten in unseren Kontrollen Ausbildungsställe durch nicht regelkonformes Verhalten auffallen, werden diese von der Körung verwiesen. Auch über eine Veränderung im Ablauf werden wir uns Gedanken machen. Hierfür ist allerdings zunächst ein intensiver Austausch mit den entsprechenden Gremien unseres Verbandes notwendig. Das Training der Aussteller zu Hause können wir nicht überwachen und kontrollieren. Aber wir appellieren an alle, uns keine Hengste in unnatürlichem Bewegungsmuster bzw. Freispringmanier zu präsentieren. Es ermöglicht sowohl uns als Körkommission keine neutrale Bewertung der Veranlagung, als auch unseren Kunden keinen wahren Blick auf die Talente ihres zukünftigen Zuchthengstes bzw. Sportpartners.

Allerdings muss auch gesagt werden, dass bei aller Beachtung der tierschutzrechtlichen Maßnahmen, ein Umstieg auf die Sattelkörung keine Allheillösung ist. Bei der Vorstellung der dreijährigen Hengste unter dem Sattel in der vergangenen Woche, konnten wir deutliche Defizite in der Ausbildung feststellen. Hier wünschen wir uns, eine Rückbesinnung auf die Werte der klassischen Reiterei. Wir glauben fest an die Stärken unserer Ausbildungsbetriebe, die sich allerdings nicht von den Mechanismen des Marktes dazu verleiten lassen sollen, die gute fachliche Praxis zu vergessen.

In diesem Sinne sehen wir nun mit Vorfreude der Westfälischen Körung 2020 entgegen und freuen uns darauf unsere tollen Hengste feiern zu können.“